Eine weitere Superquadrik, das Supershape, beruht auf der Superformel von Gielis. Zur
Herleitung wird zunächst das sphärische Produkt zweier Kurven definiert, wobei ich mich bei der Notation an Barr's Arbeit [1] halte. Auch das Superellipsoid und der Supertoroid
basieren auf dem sphärischen Produkt. Eine kleine Übersicht findet man in [2].
Das sphärische Produkt zweier 2D-Kurven
ist definiert als
Dabei definiert der Vektor s eine geschlossene 3D-Fläche. Dies kann man sich geometrisch so vorstellen, dass eine horizontale Kurve h vertikal längs der Funktion m verschoben wird, wobei m1 (η) die Kurve h skaliert (man sagt dazu auch "moduliert"), während m2 (η) die vertikale Schiebebewegung vorgibt. Somit beeinflusst ω die entstehende 3D-Fläche horizontal, η hingegen vertikal.
Ist z.B. m ein Halbkreis und h ein Kreis (s. Grafik rechts),
so ergibt sich als sphärisches Produkt
die Einheitskugel (r = 1). Der durch das Sphärische Produkt zweier 2D-Kurven erzeugte 3D Vektor
r definiert eine geschlossene 3D Fläche.
Im folgenden sind noch zwei weitere Beispiele für ein sphärisches Produkt dargestellt, wobei bei beiden die modulierende Kurve ein Halbkreis ist, gegeben durch
m1 (η) = r cos (η)
m2 (η) = r sin (η) mit - ½ π ≤ η ≤ ½ π.
• Kardioide
h1 (ω) = 2 (1-cos (ω)) cos (ω)
h2 (ω) = 2 (1-cos (ω)) sin (ω) mit - π ≤ ω ≤ π
• Hypozykloide
h1 (ω) = 2 cos (ω) - cos (4ω)
h2 (ω) = 2 sin (ω) + sin (4ω) mit - π ≤ ω ≤ π
Zur 3D Superformel gelangt man, indem man für m einen Halbkreis mit dem Radius rm, für
h einen Kreis mit dem Radius rh nimmt und einen der Radien oder beide durch eine bzw.
zwei Superformeln sf1,
sf2 ersetzt
(s. Diverse Themen/Superformel).
Die Graphing Calculator 3D-Datei im Download-Bereich leistet genau das; hierzu ein
Beispiel:
Zunächst legt man die Superformeln sf1 und sf2 fest und lässt sie sich anzeigen.
Mit einem Slider stellt man den Typ der entstehenden 3D Superformel ein:
horizontale
Superfunktion
vertikaler Modulator
Typ 0
Halbkreis sf1
h1 (ω) = cos (ω) sf1 (ω)
h2 (ω) = sin (ω) sf1 (ω)
m1 (η) = cos (η) r
m2 (η) = sin (η) r
Typ 1
sf1 sf1
h1 (ω) = cos (ω) sf1 (ω)
h2 (ω) = sin (ω) sf1 (ω)
m1 (η) = cos (η) sf1 (η)
m2 (η) = sin (η) sf1 (η)
Typ 2
sf1 sf2
h1 (ω) = cos (ω) sf1 (ω)
h2 (ω) = sin (ω) sf1 (ω)
m1 (η) = cos (η) sf2 (η)
m2 (η) = sin (η) sf2 (η)
Typ 3
sf2 sf1
h1 (ω) = cos (ω) sf2 (ω)
h2 (ω) = sin (ω) sf2 (ω)
m1 (η) = cos (η) sf1 (η)
m2 (η) = sin (η) sf1 (η)
Hier noch ein weiteres Beispiel mit den Superformeln
und den entstehenden Objekten (Typ 0 bis Typ 3):
Im folgenden noch ein paar weitere Beispiele von Supershapes (das Problem dabei ist, dass ich mich kaum entscheiden kann, welches denn nun gezeigt werden soll - sobald man die Reglern des Programms bewegt, entstehen ja stets neue Formen - ein weiterer Grund, es mit Graphing Calculator 3D einmal selbst zu versuchen):
Die x-, y- und z-Komponente des Supershapes können noch mit einem Vektor [ rx, ry, rz ] multipliziert werden, wobei das Supershape dann in x-, y-, z-Richtung für r-Werte > 1 gestreckt, für r-Werte < 1 gestaucht wird.
Bei der folgenden "Blumengalerie" wurde davon Gebrauch gemacht (r<1 für die z-Komponente), um flache Blüten zu erzeugen.
Weitere Beispiele mit dieser Technik sind 3D Herzen; Sie finden diese unter 3D Mathe/3D Objekte/3d Herz.
Eine Variante zur Erzeugung von Supershapes besteht darin, anstelle des spärischen Produkts einen Torus zu verwenden, wobei der äußere Radius R sowie der innere Radius r des Torus durch die Superformeln sf1 und sf2 ersetzt werden:
Torus:
x (u, v) = cos (v) [ R + r cos (u) ] x (u, v) = cos (v) [ sf1 (v) + sf2 (u) cos (u) ]
y (u, v) = sin (v) [ R + r cos (u) ] →
y (u, v) = sin (v) [ sf1
(v) + sf2 (u) cos (u) ] mit 0
≤
u, v
≤
2π
z (u,v) = r sin (u) z (u,v) = sf2 (u) sin (u)
Somit bestimmen sf1 die äußere Form (Umriss) des Torus und sf2 seinen Querschnitt.
Einige Besipiele sind in der nachfolgenden Bildergalerie zusammengestellt. Diese wurden mit der oben genannten Graphing Calculator 3D-Datei erzeugt, bei der das sphärische Produkt durch die obigen Toruskomponenten ausgetauscht wurde. Die 2D-Diagramme zeigen dann die äußere Form sowie den Querschnitt (in gelb) des entstehenden Torus.
Bei den obigen "Spiralen" wurde die ursprüngliche Superformel sf1 (φ)
noch mit
e c φ multipliziert
(hier: c = 0.2) (vgl. 2D-Mathe/2D-Superformel).
Quellenverweise
[1] Superquadrics and Angle-Preserving Transformations (PDF)
[2] On Spherical Product Surfaces in E3 (PDF)
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